Der Grabstein-Guide

In vier Schritten zum richtigen Grabstein

Wer einen geliebten Menschen verliert, durchlebt eine Zeit, die schmerzhaft, herausfordernd und verwirrend sein kann. Dabei ist die Trauer um die verstorbene Person nicht das Einzige, womit sich das Gemüt beschäftigen muss. Man trägt nicht nur die Verantwortung für den Nachlass und eine angemessene Bestattung, sondern auch für die Aufrechterhaltung eines Vermächtnisses. Dieses geht mit der Kreation eines würdevollen Denkmals, also mit der Wahl des richtigen Grabsteins, einher.
Kurz nach dem Todesfall scheint es fast unmöglich, all die Aufgaben zu identifizieren und ihnen gerecht zu werden. Informationen, die der Situation Struktur verleihen, sind nur schwer auffindbar. Diese Orientierungslosigkeit und anfängliche Schwere der Situation wirft schnell ein schlechtes, vom Stress in Rot gefärbtes Licht auf den Prozess der Wahl und Gestaltung eines Grabsteins. De facto ist ein Grabstein weit mehr als eine schlichte Namensangabe an der Grabstätte. Vielmehr soll er an den verstorbenen Menschen erinnern. Eine einzigartige Lebzeit in Ehren zu halten und das Grab zu einem Ort zu machen, an dem sich die Hinterbliebenen noch viele Jahre nach dem Verlust verbunden mit dem geliebten Menschen fühlen können – das ist die Aufgabe eines Grabsteins.
Wäre es daher nicht schön, den Gestaltungsprozess weniger als Bürde zu empfinden? Es verbirgt sich hier nämlich die Chance, einen Menschen so zu repräsentieren und zu verewigen, dass vielleicht eines Tages die Urenkel noch immer an den Stein herantreten und die Persönlichkeit des Menschen ein Stück weit entdecken können. Aus diesem Grund ist es uns bei MEMOREAN wichtig, diesen Prozess in ein schöneres Licht zu rücken und zu vermitteln, dass es etwas tolles ist, durch Handwerkskunst die Erinnerung an einen verstorbenen Menschen zu verkörperlichen.
Dieser Artikel soll eine Struktur aufzeigen, mit deren Hilfe Ihnen die Findung eines Grabsteins leichter fallen darf und Sie den Weg dahin hoffentlich schätzen, vielleicht sogar erfüllend finden werden.
Wir formulieren Fragen, die Sie sich der Reihe nach stellen und selbst beantworten können, um optimal auf den Prozess der Wahl vorbereitet zu sein.

1. Allgemeine Fragen zur Bestattungs- und Grabart

Auf die Suche nach einem Grabstein begibt man sich meist erst dann, wenn schon einige Zeit seit der Bestattung vergangen ist. Dies empfiehlt sich, da der emotionale Prozess der Grabsteingestaltung von bereits gewonnenem Abstand zum Todesfall profitiert. Etwa sechs Monate sollten mindestens vergehen, bis man sich all den Fragen annimmt, die es zu klären gilt. Idealerweise wissen Sie also bei der ersten Auseinandersetzung mit dem Thema bereits, ob eine Feuer- oder Erdbestattung stattgefunden hat und wo sich die Grabstätte befindet. Denn die unterschiedlichen Grabarten (Einzel-/Doppel-/Familien- oder Urnengrab) unterscheiden sich in den vorgegebenen Maßen des benötigten Grabmals. Dabei sind diese nicht absolut festgelegt und auf manchen Friedhöfen gelten sogar besondere formale Vorschriften. Da diese Ihre Wahl des Grabsteins eventuell einschränken, informieren Sie sich bestenfalls vorab bei der Friedhofsverwaltung.
Grundsätzlich bewegen sich die Maße aber für…

  • … Einzelgrabsteine in einem Rahmen von 40-60 cm Breite und 80-100 cm Höhe.

  • … Doppel-/Familiengrabsteine in einem Rahmen von 65-125 cm Breite und bis zu 100 cm Höhe.

  • … Urnengrabsteine in einem Rahmen von bis zu 50 cm Breite und 80 cm Höhe. Hier kann man auch Grabplatten wählen, die das ganze Grab, also eine Fläche von maximal 80 x 80 cm, abdecken können.
Letztlich gilt es, die Frage des Budgets zu klären, denn innerhalb der Auswahlmöglichkeiten gibt es eine große Preisspanne. Der Endpreis hängt dabei von vielen Einzelfaktoren ab, wie dem Material, der Bearbeitung, der Inschrift, der Einfassung, dem Transport und der Montage.
Alles in allem können Sie für einen Sarggrabstein mit durchschnittlich 5000 Euro rechnen. Die kleinsten und einfachsten Ausführungen sind bereits ab 500 Euro erhältlich. Beachten Sie jedoch, dass es sich dabei meist um industriell gefertigte Importware handelt. Zwar lassen sich auch hier wertige Grabmale finden, jedoch machen Sie meist Abstriche bei Individualität und Nachhaltigkeit.
Für einen Urnengrabstein bewegen Sie sich mit durchschnittlichen 3000 Euro in einem günstigeren Rahmen. Ursächlich sind hierfür natürlich die kleineren Maße.

2. Fragen zum Charakter der verstorbenen Person und deren Grabmal

Noch bevor es darum geht, sich faktisch mit der Gestaltung auseinanderzusetzen, sollten Sie sich ins Gedächtnis rufen, wie die verstorbene Person war und wie Sie möchten, dass sie in Erinnerung behalten wird. Wenn Leute in ein paar Jahren oder Jahrzehnten an dem Grab vorbeigehen und den Stein betrachten, was sollen sie fühlen? Was sollen sie entdecken, lesen und spüren können, wenn sie den Stein genauer anschauen? Soll der Stein an die besondere Stärke einer Person erinnern, Großzügigkeit ausstrahlen oder ein bestimmtes Interesse widerspiegeln? Gab es Hobbys, eine besonders starke Hingabe zum Beruf oder einen zu verewigenden Lieblingsort? Kurzum: Welche Eigenschaften könnte der Stein haben, die auf jene hinweisen, die der Mensch hatte?
Können Sie sich vor Beginn des Gestaltungsprozesses ein Bild im Kopf erschaffen, wie der Charakter des Grabsteins parallel zum Charakter der verstorbenen Person entstehen kann, so setzen Sie bei allen bisherigen Fragen einen Haken und sind optimal auf die Wahl eines Handwerksbetriebes vorbereitet.

3. Fragen zum Handwerksbetrieb

Der nächste Schritt ist die Wahl einer Person oder eines Betriebes, die ein Handwerk nach Ihren Wünschen ausübt. Häufig denkt man beim Thema Grabstein an das Steinmetzhandwerk, dabei ist das Spektrum der Möglichkeiten deutlich größer. So können schöne Grabmale beispielsweise auch aus Holz, Metall oder Glas gefertigt sein.
Ist es Ihnen wichtig, keine weite Distanz zurückzulegen, sollten Sie sich in Ihrer Umgebung umsehen. Priorisieren Sie gestaltungsspezifische Merkmale, so bietet das Internet eine wunderbare Möglichkeit, außergewöhnliche Handwerker oder Handwerkerinnen aus dem ganzen Land ausfindig machen. Besondere Wünsche in der Gestaltung erfordern teilweise spezielle Handwerkstechniken. Daher sollten Sie Ihre Wünsche kennen, bevor Sie einen Betrieb wählen.
Allerdings sollte das Augenmerk nicht nur auf den handwerklichen Fähigkeiten liegen, sondern auch auf der Arbeitsweise und -philosophie. Folgende Attribute sind für uns bei MEMOREAN wichtig, die auch Ihnen bei der Auswahl des richtigen Betriebs helfen können:
  • Individualität: Die entworfenen Grabmale sind keine Standardprodukte, sondern außergewöhnlich in ihrer Gestaltung und mit persönlichem Bezug versehen.

  • Nachhaltigkeit: Die Materialien, die der Betrieb verwendet, werden idealerweise regional abgebaut und nicht aus fernen Ländern importiert (bspw. Brasilien, China, Indien). Sie stammen aus Abbaugebieten, in denen faire Arbeitsbedingungen gegeben sind.

  • Handwerk: Die Grabmale entstehen durch echte Handwerkskunst und nicht durch industrielle Serienfertigung.

  • Kundenorientiertheit: Handwerker und Handwerkerinnen stellen Kunden in den Fokus. Ergo, sie heben das Telefon ab, antworten schnell auf Kontaktanfragen und führen ein integres Unternehmen.
So können auch Sie sich fragen, ob diese Attribute auf den Betrieb Ihrer Wahl zutreffen: Sind die ausgestellten Grabsteine dort individuell oder ähneln sie der großen Masse? Hat der Betrieb ein Nachhaltigkeitskonzept? Wird noch echtes Handwerk verübt? Fühle ich mich als Kunde oder Kundin respektiert und gut aufgehoben?
Können Sie all diese Fragen mit “Ja” beantworten, so sind Sie höchstwahrscheinlich an einer guten Adresse angelangt. Achten Sie jedoch darauf, wie weit diese Adresse vom betreffenden Friedhof entfernt liegt. Der Distanz-Aspekt ist wichtig, da dieser eventuell die Lieferumstände des fertigen Grabsteins beeinflusst. Fragen Sie hierzu am Besten vorab den Betrieb Ihrer Wahl.

4. Fragen zur gestaltungstechnischen Umsetzung

Oftmals hatten Menschen Vorstellungen von ihrem eigenen Grabstein und haben diese festgehalten. Dabei können Wünsche hinsichtlich des Materials, der Form, der Schrift und der Symbolik deutlich werden. Andernfalls haben Sie nun die Wahl in diesen Bereichen.
Widmen wir uns zunächst den Materialien. Die Liste führt von diversen Natursteinen über Holz und Metall, bis hin zu seltener gesehenen Alternativen wie Glas und Emaille. Sie können bedenken, ob es Ihnen ein Anliegen ist, ein besonders pflegeleichtes und wetterbeständiges Grabmal zu entwerfen. Granit beispielsweise ist beständig gegen Säure und Essig, sieht dafür aber eher grob aus. Grabsteine aus Marmor oder Kalk sehen filigraner und weicher aus, sind jedoch weniger robust. Ob die verstorbene Person ein bestimmtes Material selbst für gut befunden hätte oder ob eines der Materialien in besonderer Beziehung zu ihr steht, wären ebenfalls Fragen, die Sie sich stellen können. Bedenken Sie an diesem Punkt, dass die Wahl des Materials ein wesentlicher Faktor im Preis des Grabmals ist.
Nach der Wahl des Materials gilt es, eine Form für den Grabstein zu wählen. Wir erinnern uns an die Unterscheidung zwischen Einzelgrabsteinen, Doppel-/oder Familiengrabsteinen und Urnengrabsteinen. Jede dieser Steinarten kann stehend gestaltet werden, wie man häufig auf Friedhöfen sehen kann. Diese können zum Beispiel ovale, quadratische oder rechteckige Formen aufweisen. Oft ist auch zu sehen, dass stehende Grabsteine eine geschwungene Oberkante haben. Anstelle eines stehenden Grabsteins, der, rein formal betrachtet, eher klassisch ist, kann man sich auch für einen zwei- oder mehrteiligen Grabstein entscheiden. Dieser wirkt etwas dynamischer und unkonventioneller und stellt eine schöne Alternative dar.
Eine weitere Möglichkeite wäre eine Grabstele, bei welcher es sich um eine freistehende, schmale und relativ hohe Säule handelt. Während eine Stele also in die Höhe strebt, sucht der Kissenstein die Nähe zum Boden. Es handelt sich hier um einen liegenden Grabstein, dessen Montage besonders leicht und kostengünstig ist. Er hat oft die Form eines Buches, eines Herzens oder eines Kreises und kann für verschiedene Grabarten verwendet werden. Für christlich religiös gestaltete Grabmale stellt das Grabkreuz eine beliebte Alternative dar.
Auf Material und Form folgt die Frage nach der Inschrift auf dem Grabstein. Zu Markierungszwecken gibt es in fast allen Friedhofs-Statuten die Vorgabe, den rechtlichen Namen, sowie das Geburts- und Sterbedatum zu nennen. Diese Daten müssen mit jenen in der Sterbeurkunde übereinstimmen. Auch auf die Länge der Inschrift muss wegen des limitierten Platzes geachtet werden. Abgesehen davon kann man jedoch frei wählen. Wie sollen die Daten gestaltet sein, welche Farbe soll die Schrift haben und in welcher Schriftart soll sie geschrieben sein? Welche Worte beschreiben Ihren geliebten Menschen so, wie Sie ihn gerne präsentieren möchten? Welchen Eindruck sollen Menschen bekommen, die keine Bekanntschaft mit der verstorbenen Person machen konnten?
So zentral wie die Grabinschrift, ist auch die Motivik, die verwendet wird. Manche Motive haben bestimmte Bedeutungen, so steht zum Beispiel die Sonne für Liebe und Wärme, der Efeu für ewiges Leben oder die Rose für ewige Liebe. Andere Motive haben eventuell besondere Bedeutungen für eine verstorbene Person und deren Hinterbliebene, weshalb es schön ist, sie zu verwenden. Der Gestaltungsprozess des Grabmals wird an diesem Punkt besonders spannend. Nun gilt es, den Charakter und die Eigenschaften des verstorbenen Menschen widerzuspiegeln. Es tut sich die Chance auf, aktiv mit Gestaltungsmitteln eine ganze Lebensgeschichte, oder vielleicht auch nur eine schöne Anekdote zu erzählen. Während Sie sich mit der Wahl von Inschrift und Motivik beschäftigen, malen Sie das Portrait einer nicht länger lebenden Person, das für Sie selbst und andere zur Gedenkstätte werden darf. Ist es nicht ein wunderbares Privileg, in der Lage zu sein, einen geliebten Menschen durch einen individuell geschaffenen Grabstein in Ehren und Erinnerung zu halten?

Schlusswort

So viele Fragen drehen sich um den Tod und wir müssen sie uns immer wieder stellen, da die Erfahrung von Leben gleichsam eine konstante Konfrontation mit dem Tod bedeutet. Doch zu sehen, wie eine verstorbene Person ihre Ruhestätte erhalten hat und nun durch ein individuelles, einzigartiges und liebevolles Grabmal verewigt wurde, gibt Kraft. Es ist beruhigend, zu wissen, dass auch man selbst eines Tages auf die gleiche Art in Erinnerung wird bleiben können. Es ist erleichternd, nach so vielen Fragen ein fertiges Grabmal betrachten zu können, das so viel mehr ist, als ein reines Zusammenspiel aus Material, Farbe, Form und Design. Es verbindet und hält Erinnerungen lebendig.

Simone (Berry) Kindler, März 2022

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